Luminar 3 Review

Seit wenigen Stunden ist nun Skylum Luminar 3 für die breite Masse verfügbar. Ich nutze dies zum Anlass, meine Erfahrungen mit Luminar zu teilen. Vornweg – ich nutze Luminar 2018 schon seit geraumer Zeit sporadisch, habe aber bisher oft in Lightroom 6 den besseren Helfer gefunden. Dies lag zum einen an der fehlenden Bildbearbeitung, aber auch ein wenig an der Gewöhnung. Das für mich absolut unpassende Abomodell von Adobe, lässt mich aber immer weiter in die Richtung der Alternativen driften. Photoshop Express wurde bei mir zum Beispiel schon längst durch Affinity-Photo auf dem Mac und iPad abgelöst. Vektorgrafiken erstelle ich im Affinity-Designer und Fotos möchte ich nun in Luminar 3 verwalten.

Erstkontakt

Der erste Kontakt war bei mir sehr zwiegespalten. Auf dem MacBook Pro mit nur relativ wenigen Bildern hatte ich ein echtes Wow-Erlebnis. Alles war blitzschnell und alles, was ich anklickte war sofort da. Die ästhetische Anmutung und die intuitive Bedienung haben ein breites Grinsen in mein Gesicht gezaubert. Leider wurde die Freude schnell von einigen Kleinigkeiten getrübt: Unvollständige Übersetzungen – bei den Bild-Auswahlfiltern stand z.B. „Showing only“. Schon bei der Installation fielen mir Schreibfehler in den Dialogen auf, das hatte ich bis dahin ignoriert.

Das erste negative Erlebnis hatte ich nach der Installation von Luminar 3 auf meinem Desktop-Rechner mit den vielen, vielen Fotos. Klar > 100.000 Fotos sind viel, sollten aber für ein modernes Programm handhabbar sein. Nach der Installation gab ich also meinen Foto-Ordner an und legte den Katalog auf eine schnelle SSD… und schaute auf die Meldung „Bildergalerie wird erstellt“. Das Programm ist in diesem Zustand nicht verwendbar. Die Fortschrittsanzeige bewegt sich quälend langsam voran, das Programm verbraucht nur wenig CPU-Leistung – mutmaßlich limitiert hier die Festplatte. Aber so oder so, das sollte im Jahr 2018 nicht mehr passieren. Meine Erwartungshaltung ist, dass auf den Import hingewiesen wird und mit dem bereits importierten Material schon einmal gearbeitet werden kann.

Bildimport von Speicherkarten

Mein üblicher Workflow nach einem Tag Shooting beginnt mit dem Fotoimport. Ich habe mir angewöhnt, Bilder in Jahres-Ordnern und Tages-Unterordnern zu organisieren und den Namen jeweils um das Ereignis zu erweitern. So z.B. heißt mein letzter Import:

2018/20181215_Jiu-Jitsu-Prüfungen im TSV-Berlin-Wittenau 

Beim Import bietet zwar ein paar Einstellungen für den Import, aber die „Organisieren“-Option ist bei weitem noch unflexibel. Aktuell angeboten wird:

  • Jahr/Monat/Tag,
  • Jahr/Monat,
  • Bestehende Ordnerstruktur beibehalten,
  • In einen Ordner

Wünschenswert wäre hier ein frei definierbares Muster – wie z.B. Jahr/JJJJMMTT. Ebenso gibt es leider keine Option, bereits erfasste Bilder zu überspringen – ganz im Gegenteil. Hier versteckt sich noch ein fetter Fehler: Existieren die Ziel-Ordner, bzw. gibt es dort schon mindestens ein Bild, passiert das unglücklichste, das hätte passieren können: Nichts. Kein Import. Das hätte so nicht passieren sollen.

Sehr schön hingegen ist die automatische Aktualisierung der Bibliothek, wenn externe Programme Bilder in die von Luminar verwalteten Ordner legen. Das ist mustergültig.

Dennoch ist man für den Import noch auf externe Tools angewiesen, wenn man nicht von den starren Luminar-Optionen angesprochen wird.

Verwaltung:

Die Organisationsmöglichkeiten orientieren sich an der Ordnerstruktur, was ich sehr, sehr begrüße. Zusätzlich kann man die Bilder Filtern, nach Datum anordnen lassen und so genannte Alben erzeugen. Soweit ist dies sehr übersichtlich und intuitiv bedienbar. Der Fotoverwaltung fehlt bisher noch die Möglichkeit, eigene Tags zu verwenden bzw. aus den EXIF-Informationen zu importieren. Sicher, dafür wären die Alben da, jedoch ist ein Import einer größeren Fotobibliothek so sehr, sehr mühsam. Ich möchte meine > 100.000 Bilder nicht noch einmal nach Gesichtern, Orten, Events und Verwendungsmöglichkeit der Bilder ordnen und von Hand in die entsprechenden Ordner ziehen. Ebenso fehlt eine Möglichkeit, die Metadaten der Bilder zu editieren oder z.B. nach Metadaten zu filtern. Fotografen wie ich, schauen gerne mal nach Bildern einer bestimmten Brennweite, einer bestimmten Kamera oder nach einem Objektiv. Nunja, dass wird wohl noch kommen, schränkt den aktuellen Nutzwert für mich aber sehr ein. Das Feature soll laut Skylum im Sommer 2019 kommen und Smart-Search heißen.

Albern finde ich aktuell übrigens noch den Tab „Info“. Hier gibt es ein kleines Minimal-Set von Informationen über das Bild, was aber weder erweiterbar noch anpassbar ist: Datum, Bildabmessungen, Größe, Histogramm und ein paar Basisinfos sind einfach zu wenig. Die gezeigten Informationen sind darüber hinaus auch nicht verlässlich: Fehlen sie in den EXIF-Informationen wird Unsinn angezeigt: f0.7, -1.0ev – das ist schade.

Völlig unverständlich ist für mich auch, dass es keine Möglichkeit gibt RAW- und JPEG-Dateien zu stapeln oder einen der beiden Dateitypen auszublenden. Skylum – das muss einfach funktionieren! Skylum ist sich des Problems bewusst und die Möglichkeit steht schon auf der Roadmap für: Tada! Januar-Dezember 2019.

Positiv aufgefallen ist mir, dass viele der von Lightroom bekannten Tastenkürzel zu Bewertung und Verwaltung genauso funktionieren. Das ist gerade für Umsteiger sehr schön.

Gut funktioniert für die schnelle Bildbearbeitung auch die Leiste mit den „Looks“, in der das aktuelle Bild mit dem jeweiligen Filter schon als Voransicht gezeigt wird. Die schnelle Nachbearbeitung von sehr vielen Bildern wird zu zum One-Click-Erlebnis. Sehr, sehr schön… wenn da die Sache mit den RAW/JPEG-Stapeln nicht wäre.

Bearbeitung von Bildern

Wie oben schon geschrieben, ist die Schnellbearbeitung sehr gut umgesetzt. Speziell das Umschalten von der Bibliotheksansicht in die Bearbeitungsansicht ist schnell und einfach. Wirklich schön finde ich auch die vielen kleinen optischen Hilfen bei der Bearbeitung. Zum Beispiel werden alle Filter, in denen Veränderungen gemacht wurden, gelb eingefärbt und man kann so gleich sehen, wo man gearbeitet hat.

Vorläufiges Fazit

Aktuell kann Luminar 3 leider noch nicht Lightroom von meinen Rechnern verdrängen, ist aber deutlich auf dem richtigen Weg. Speziell beim Import und bei der Anzeige der Bildinformationen patzt das Programm noch gewaltig. Wenn die oben beschriebenen Ecken und Kanten behoben sind, wird es sicherlich zu einem Tool, das man wirklich gerne nutzt. Ich drücke jedenfalls die Daumen.


2 thoughts on “Luminar 3 im Test

  1. Hi, guter erster EIndruck, danke!
    Ich versuche auch Luminar als Alternative zum Abo-Model von Lightroom zu etablieren. 2 Module fehlen mir: GPS-Daten aus tracks per Batch hinzufügen (gibts alternativen) aber Objektiv-Korrektur als Stapelverarbeitung für alle Fotos gibt es nicht. Kommentar von Skylum: kurz: gibt es nicht. Dieses fehlende Modul macht Luminar fast wertlos für mich.
    Eine Idee?
    Viele Grüsse,
    WB

    1. Ehrlich gesagt, bin ich bei der Objektivkorrektur auch noch recht ratlos. Aktuell verwende ich für meine Canon-Kamera noch DPP um die Objektivkorrektur vorzunehmen. Aber schön ist das nicht und ohne ein gutes Import-Modul für die Bilder der Speicherkarte, macht Luminar 3 noch nicht wirklich Spaß. Aber zumindest das Stapeln von JPEG+RAW, das mit sehr fehlt, soll ja laut Roadmap noch kommen. Lassen wir uns überraschen. Noch ist das Bibliotheksmodul für mich so nicht verwendbar und ich schließe mich damit nicht den begeisterten Reviews auf Youtube & Co. an, die den kleinen Funktionsumfang als das Größte überhaupt darstellen.

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